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Münchner Wochenanzeiger – Nordwest-Anzeiger Nr. 35, 28.08.2002



Erfolg für Untermenzinger
Bürgerproteste gegen Erdlager der Bahn in der Ganzenmüllerstraße zeigen Wirkung: Erde kommt nach Allach


Die Dreckberge an der Ganzenmüllerstraße gehören bald der Vergangenheit an. Dafür haben jetzt die Allacher zusätzlichen LKW-Verkehr.

UNTERMENZING. Die Anwohner der Ganzenmüller- und Friedrich Zahn-Straße in Untermenzing sollen vom Baustellenverkehr deutlich entlastet werden. Diesen Erfolg meldet die Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing, Annemarie Kenst (CSU), jetzt nach einem Ortstermin mit Vertretern der Bahn an dem umstrittenen Zwischenlager für Erdaushub (darunter auch kontaminiertes Material). Die Bahn versucht, auf anderen „trassennahen“ Lagerflächen Kapazitäten für die nötige Zwischendeponierung und Beprobung des Aushubmaterials zu schaffen. Dafür kämen laut Sprecher Bernd Honerkamp von der DB Projekt Verkehrsbau nur die bereits genehmigten Flächen am Allacher Bahnhof und an der Ludwigsfelder Straße in Frage. Das Lager in der Ganzenmüllerstraße soll dann überwiegend für andere Baustellenzwecke genutzt werden, die spürbar weniger Verkehr verursachen würden, erklärt er.

Der Ausbau der ICE-Strecke München-Ingolstadt ist für alle Anwohner der angrenzenden Stadtviertel mit Belastungen verbunden. Besonders empört aber sind die Bewohner der Ganzenmüllerstraße in Untermenzing, wo von der Bahn ein großes Zwischenlager für Aushubmaterial angelegt wurde (wir berichteten). Der durch die ständigen LKW-Transporte verursachte Lärm und Dreck wird von den Anwohnern der Ganzenmüller- und der Friedrich-Zahn-Straße als unzumutbar, ja sogar menschenverachtend empfunden. Dazu kommt eine geballte Ladung Skepsis wegen der Schadstoffbelastung des zwischengelagerten Materials. Die Bürger haben Angst vor Gesundheitsgefährdungen. All ihre Sorgen und Bedenken haben sie dem Bezirksausschusses (BA) Allach-Untermenzing und Bürgermeisterin Dr. Gertraud Burkert in den vergangenen Wochen mündlich und schriftlich erklärt und mit Unterschriften untermauert. Ihre Forderung: Kein Riesenlager für kontaminiertes Erdmaterial mit permanentem LKW-Verkehr mitten im Wohngebiet!

Als die betroffenen Anwohner in der BA-Sitzung im Juli die Bürgervertreter zum Handeln aufforderten, konnte BA-Chefin Annemarie Kenst - sehr zum Missfallen der Bürger - keine Hilfe in Aussicht stellen. Die Stadtteilpolitiker erklärten, ihnen seien die Hände gebunden, nachdem der Bauabschnitt - samt Lagerflächen - genehmigt sei. Auch die Bahnvertreter verwiesen auf den gültigen Planfeststellungsbeschluss und ihren mehr als straffen Zeitplan. Inzwischen aber scheinen die Proteste der Bürger und Bemühungen des BA doch gewirkt zu haben. Die Bahn hat Verbesserungsmöglichkeiten ausgearbeitet.

„Die Anwohner der Ganzenmüllerstraße können aufatmen. Vertreter der Deutschen Bahn haben bei einem Ortstermin zugesagt, dass künftig nur noch ein Drittel der bisherigen LKWs den Lagerplatz an der Ganzenmüllerstraße anfahren werden", gibt Kenst die Neuigkeiten von der Bahn weiter. Außerdem wird ihren Informationen zufolge ein Ringverkehr über die Friedrich-Zahn-Straße zur Deponie und von dort zurück über die Pfarrer-Grimm-Straße errichtet. „Das bedeutet weniger Dreck, Lärm und Verkehr für die Bewohner der Ganzenmüllerstraße“, freut sich Kenst.

Bahn-Sprecher Bernd Honerkamp bestätigt, dass sich die Verantwortlichen nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks „nochmal überlegt haben, was man besser machen könnte“. Das Ergebnis: Das Aushubmaterial wird auf die bereits planfestgestellten (genehmigten) Lagerflächen an der Ludwigsfelder Straße und am Allacher Bahnhof verteilt und die Fläche an der Ganzenmüllerstraße überwiegend für „anderes Baustellenmaterial“ verwendet. Somit fiele ein Großteil der LKW-Transporte durch das Untermenzinger Wohnviertel weg. Das ist laut Bahnsprecher die einzige Alternative, die in relativ kurzer Zeit realisiert werden könnte.

In diesem Zusammenhang weist er den Vorwurf zurück, die Bahn habe an der Ganzenmüllerstraße Sonder- oder gar Giftmüll abgelagert. Die Verunreinigungen des Erdaushubes wären mit solchen Belastungen nicht annähernd vergleichbar. Ein Großteil des Materials sei unbedenklich und werde nach der Untersuchung vom Zwischenlager wieder zur Baustelle gebracht, um es wiederzuverwerten. Deshalb sei auch nur eine „trassennahe Lagerfläche“ sinnvoll, damit unnötige Transporte vermeiden werden. Die würden nämlich in der Tat eine Belastung für die betroffenen Anwohner darstellen, erkennt die Bahn an. „Wir wollen aber auch kein St. Florians-Prinzip. Auf dem Weg zu dem anderen Standort leben ebenfalls Menschen“, gibt er zu bedenken. Allerdings würden die Lager nicht so nah am Wohngebiet liegen. Wie viele LKWs täglich auf welchen Wegen zu den Allacher Lagerflächen fahren werden, konnte Honerkamp nicht sagen. Das hänge von der Menge und der Verteilung ab, die sich laufend ändern könne, erläuterte er. Die Transporte über öffentliche Straßen wären jedoch genehmigt.

Annemarie Kenst möchte die jüngste Entwicklung ebenfalls nutzen, um einiges „klarzustellen“. Sie erklärt: „Es wurde bzw. wird immer wieder von Anwohnern der Ganzenmüllerstraße behauptet, dass niemand aus der städtischen Verwaltung in den Vorgang um das Zwischenlager an der Ganzenmüllerstraße eingebunden war. Das stimmt nicht." Nach einem Gespräch mit Mitgliedern weiterer betroffener Gemeinden entlang der ICE-Ausbaustrecke hat die Stadtteil-Bürgermeisterinnach eigenen Angaben verschiedene Protokolle und Schreiben der Landeshauptstadt München erhalten, „aus denen klar hervorgeht, dass das Baureferat, das Kreisverwaltungsreferat und das Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München bei der Planung der Wegstrecke und der Lagerung des Materials eingebunden waren und keine Einwände erhoben haben bzw. ihre Zustimmung gaben“. (U.L.)

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