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ICE-Ausbau: Es wird ernst

Münchner Wochenanzeiger – Nordwest-Anzeiger Nr. 17, 24.04.2002



Der Teufel steckt im Detail
Rund 250 Anwohner beim ICE-Infoabend / Hausaufgaben für den BA 23 / Bahnübergänge ab 25. Mai geschlossen


Das größte Schienenbauprojekt der Bahn „unter rollenden Rädern“ hat begonnen. Am 25. Mai wird es ernst mit der Schließung der Bahnübergänge Pasteur-, Ludwigsfelder- und Heerstraße, um Unterführungen für die ICE- und S-Bahngleise zu bauen.

ALLACH. Zwischen der Ludwigsfelder- und der Krauss-Maffei-Straße wird bis dahin eine Behelfsstraße fertiggestellt, Umleitungen ausgeschildert sowie übergangsweise Brücken für Radfahrer und Fußgänger gebaut. Doch der Teufel steckt im Detail. Die Anwohner kritisierten vor allem, dass für die Behelfsstraße bislang keine Rad- und Fußwege vorgesehen sind, dass für die Allacher Unterführung in diesem Jahr eine Einbahnstraßenregelung geplant ist und ganz besonders, dass der Übergang Krauss-Maffei-Straße ab Ende 2004 endgültig geschlossen wird. – Das beinhaltet noch einige Hausaufgaben für den BA Allach-Untermenzing. Außerdem kündigte die Bahn regelmäßige Infoangebote an, unter anderem eine weitere Veranstaltung im Mai im Bereich Obermenzing.

Die Bahn und die ausführenden Baufirmen stellten Mitte letzter Woche im vollbesetzten Pfarrsaal von Maria Himmelfahrt in Allach die anstehenden Baumaßnahmen im Abschnitt Obermenzing bis Karlsfeld vor. Insgesamt erstreckt sich das 300 Millionen Euro teure Großprojekt über 89 Kilometer zwischen München und Ingolstadt und verläuft weitgehend parallel zur A 9. Zu den größten Einzelbaumaßnahmen auf der gesamten Strecke gehören neun Tunnelbauten mit einer Gesamtlänge von 25,6 km sowie 65 Brücken.

Das soll, wie Pressesprecher Bernd Honerkamp hervorhob, nicht nur den Fernreiseverkehr beschleunigen (mit Höchstgeschwindigkeiten bis 300 km/h), sondern auch Verbesserungen für den Regional-, den Güter- und den S-Bahn-Betrieb bringen: den 10-Minuten-Takt für die S-Bahn, neue (Untermenzing) bzw. grundlegend modernisierte und behindertengerechte Bahnhöfe (Obermenzing, Allach, Karlsfeld) und nicht zuletzt Lärmschutzanlagen, wo bisher keine waren. Gleichzeitig machte er keinen Hehl daraus, dass es während der gut dreijährigen Bauzeit bis Anfang 2005 sowohl für Anwohner, Straßennutzer und Bahnfahrgäste „einige Unannehmlichkeiten“ geben werde. Die Bahn und die Baufirmen würden jedoch alles daran setzen, die „Lasten möglichst gleich“ und vor allem zumutbar zu verteilen.

Los geht's – abgesehen von den bereits laufenden Baustelleneinrichtungen - Ende Mai auf der Westseite des Allacher Bahnhofes mit dem S-Bahn-Gleisbau und der Bahnsteigumgestaltung. Parallel dazu beginnen auch die Bauarbeiten an den Bahnhöfen Obermenzing und dem neuen Haltepunkt Untermenzing. Der Bahnhof Karlsfeld folgt etwas später nach. Dort sind noch Details zur Anbindung des neuen Wohn- und Gewerbegebietes auf dem Bayernwerkgelände offen. Danach läuft ein „Uhrwerk“ ab, das nach den Worten von Jürgen Rieger, Koordinator der neun am Bau beteiligten Firmen, minutengenaues Arbeiten bis 2005 bedeutet. So müsse schon heute festgelegt werden, wann und wie lange an einer bestimmten Stelle der Bahnverkehr vorübergehend unterbrochen werden müsse (meist nur für einige Stunden an Wochenenden), weil dies Auswirkungen auf viele Anschlüsse und Verbindungen habe. Ein ganzer Planungsstab sei nur damit beschäftigt, die Termine abzustimmen und für deren Einhaltung zu sorgen. Dazu komme der Einsatz erfahrener Firmen, vor allem Mittelständler aus Bayern, und modernster Maschinen und Fahrzeuge, um möglichst schnell und störungsfrei arbeiten zu können.

Rieger sicherte zu, dass bei Problemen auf dem kürzesten Weg nach Lösungen gesucht werde. Das Bürgertelefon, das in Kürze beim Projektbüro in Dachau (Hans-Böckler-Straße 6) eingerichtet wird, biete einen direkten Draht zwischen Baufirmen, Bahn und Bürgern. „Wir sind keine Rüpel“, versicherte er. Dazu kommen laut Honerkamp später Baustellenführungen, Infobroschüren und ähnliches mehr, um die Massnahmen transparent zu machen.

Die Auswirkungen auf die täglichen Wege von und zur Wohnung waren die Punkte, die die Bürger am meisten interessierten. Dabei konzentrierte sich die Diskussion hauptsächlich auf den Wegfall des Bahnweges, der während der Bauzeit nicht öffentlich nutzbar ist, und durch eine Behelfsstraße zwischen der Ludwigsfelder Straße (Höhe Spiegelbergstraße) und der Krauss-Maffei-Straße ersetzt wird. Der Knackpunkt: Die 6,50 Meter breite Fahrbahn sollen sich alle Verkehrsteilnehmer, vom Schulkind bis zum Schwerlastverkehr teilen. Als die Anlieger hörten, dass nicht einmal ein Geh- und/oder Radweg vorgesehen ist, kündigten sie Widerstand an. Immerhin ist die Strecke Schulweg für viele Kinder. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Bahnweg wiederhergestellt und das Provisorium beseitigt.

Kritik gab es auch an der übergangsweisen Öffnung der Peter-Müller-Straße zur Pasteur- bzw. Wilhelm-Zwölfer-Straße in Richtung Süden (Einbahnstraße). Anlieger sehen starken Durchgangsverkehr auf die schmale Straße (ebenfalls ohne Gehweg) zukommen. Andere bemängeln die Umwege, die sich für sie ergeben werden, weil der Durchgang in Richtung Pasteurstraße nicht möglich sein wird. Eine Einbahnregelung droht auch in der Allacher Straße im Bereich der Unterführung während der Bauzeit von Mai bis Oktober dieses Jahres. Die Chaos-Unterführung wird durch die hinzukommenden S- und Fernbahngleise östlich und westlich verbreitert, am Zuschnitt für den Individualverkehr ändert sich im Prinzip nichts.

Außerdem protestierten mehrere Bürger aufs Neue gegen die Schließung des Bahnüberganges Krauss-Maffei-Straße (im November 2004, wenn die neuen Kfz-Unterführungen Pasteur-, Ludwigsfelder- und Heersstraße sowie der Rad- und Fußwegdurchgang Karl-Gayer-Straße fertig sind). Die Ludwigsfelder- und die Von-Kahr-Straße sind für viele aber keine akzeptablen Alternativen. Die neue Karl-Gayer-Unterführung ist nicht PKW-tauglich, und die Allacher Unterführung ist ohnehin ein Fall für sich. Da ist auch der geplante durchgehende Radweg von der Ludwigsfelder Straße über den Allacher Bahnhof bis zur Karl-Gayer-Unterführung an der Westseite der Bahn kein Trost, vor allem nicht für die Anwohner auf der Ostseite.

Kurzum: Auch wenn Bahn-Projektleiter Robert Regensburger mehr als deutlich machte, dass der Zug längst abgefahren und die Schließung des Krauss-Maffei-Überganges beschlossene Sache sei (alles Andere wäre schon aus Zeit- und Kostengründen „utopisch“), kündigte ein Bürger eine in Kürze beginnende Unterschriftenaktion in allen Allacher Geschäften an. In Sachen Fuß-/Radweg sowie Tempo 30 für die Behelfsstraße (beides Forderungen der Bürger zum Schutz der Kinder) verwies Regensburger an die Stadt (KVR) und den Bezirksausschuss. Für Details und Fragen der Verkehrsregelung auf öffentlichen Straßen im Stadtgebiet ist die Bahn nicht zuständig. BA-Chefin Annemarie Kenst sieht noch Diskussionsbedarf zum Durchstich der Peter-Müller-Straße zur Pasteur-, bzw. Wilhelm-Zwölfer-Straße. „Ob das wirklich nötig ist. Das zieht doch nur den Schleichverkehr aus Dachau an“, überlegt sie. Wichtiger wäre ihr, dass die Werkszufahrt zum Parkplatz von Krauss-Maffei von der Ludwigsfelder Straße aus zumindest für die LKWs von und zu Krauss-Maffei geöffnet wird. Diese Brummis würden schon nicht die Ersatzstraße belasten.

Alle weiteren Details, von der Gestaltung eines Bauzaunes oder der Lärmschutzwände (dazu kamen eigentlich kaum noch Fragen) bis zur Verschonung einer Hecke wurden und werden in Einzelverhandlungen mit den Verantwortlichen der Bahn zu klären sein. Auch der Einbau von Lärmschutzfenstern, worauf in der ersten Häuserzeile direkt an der Bahn Anspruch bestehe, wird laut Regensburger zwischen Bahn und Anliegern direkt abgestimmt. Was die beim Bayerischen Verwaltungsgericht anhängige Klage wegen höherer Lärmschutzwände (bis 5 Meter) angeht, rechnet er in den nächsten Monaten mit einer Einigung. Auf den gesamten Zeitplan habe das keinen Einfluss, beantwortete er eine entsprechende Frage. Alles Nähere will die Bahn den Bürgern zu gegebener Zeit mitteilen. Auch wir werden weiter über alles Wissenswerte berichten. (U.L.)

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